Kolumbien-Kölsch + Georg Clooneys Bodensatz
Santa Marta entpuppt sich schnell als eine kleine aber nicht so gelungene Kopie von Cartagena und wir sind ein wenig entäuscht. Da wir aber unsere Unterkunft (mit Pool auf dem Dach :-) schon für drei Nächte gebucht haben, machen wir das Beste draus. Die Holly-Crew besucht unter anderem das schöne Völkerkunde-Museum, welches einen tiefen Einblick in die Geschichte Kolumbiens bietet. Die hier vor hunderten von Jahren existierenden Kulturen und speziell die grandiose Goldschmiedekunst aus dieser Zeit sind sehr beeindruckend und lassen uns ungläubig staunen.







Um die Ecke des Museums befindet sich die kleine Brauerei „Surf Monkey“, die wir aufgrund der schicken Aufmachung neugierig erkunden. Als wir die angebotenen Biersorten betrachten ist der Skipper total verblüfft: Es gibt hier Kölsch! Kölsch in Kolumbien – unfassbar! Bei einem netten Plausch mit dem Wirt erfahren wir, dass in den Bergen bei Minca tatsächlich ein echter Kölner Kölsch braut, welches er hier verkauft. Da wir eh für ein paar Tage dorthin wollen, passt diese Entdeckung prima in unsere Pläne. Als anerkannter Kölsch-Tester muss der Skipper natürlich sofort ein lokales Kölsch probieren. Das kurioser Weise in einem Weizenglas eingeschenkte Kölsch schmeckt dann – sagen wir mal originell! Viel beeindruckender als das Kölsch ist allerdings die scheinbar durch den Raum schwebende Bedienung, die in Sachen Anmut und Grazie kaum zu toppen ist und sogar der echten Holly Golightly das Wasser reichen könnte. Da ist die gesamte Holly-Crew übrigens einer Meinung ;-)




Zumindest was schöne und originelle Street-Art betrifft, kann Santa Marta der großen Schwester Cartagena locker das Wasser reichen. Die Straßen, bzw. Wände sind voll von den künstlerisch sehr gelungenen Werken. Hier findet sogar der Dom einen äußerst coolen Platz in einem Graffity.




Den letzten Tag Santa Marta verbummeln wir im Rooftop-Pool und kommen dort mit Jamie, einem Kolumbianer ins Gespräch, der sehr gut Englisch kann und uns von Gott und der (Kolumbianischen) Welt erzählt – auch ganz spannend!

Nach drei Tagen Santa Marta machen wir uns in einem kleinen, alterschwachen Hunday-Taxi auf den Weg nach Minca. Der sehr nette Fahrer kommuniziert mit Hilfe der Übersetzer-App seines Handys und unter Einsatz unseres Lebens während der Fahrt recht emsig mit Mareike. Auch ohne mentale Anwesenheit des Fahrers schafft das kleine (selbstfahrende?) Hunday-Taxi es nach Minca, dass mitten im tropischen Regenwald liegt.
Unsere Unterkunft dort entpuppt sich leider als völlig indiskutabel. Was auf „booking.com“ recht stylisch und schön wirkte, hat in der Realität leider viel mit einer muffigen Abstellkammer gemeinsam. Nach einer qualvollen Nacht suchen wir das Weite und finden Gott sei Dank eine fantastische Unterkunft in einem Öko-Hotel am anderen Ende des Ortes. Die originelle Hotelanlage besteht aus kleinen Bambus-Häusern, die im Regenwald verteilt sind und jeweils nur von ein oder zwei Gästen und ortstypischen Kleinlebewesen bewohnt sind. Von der Rundum-Terrasse kann man bis ans Meer schauen – einfach traumhaft!!!


Kurz nach unserer Ankunft lassen wir uns von zwei Motorradtaxis zu einer Kaffeeplantage und zu der Kölschen Brauerei fahren. Unsere beiden Piloten sind sehr um ihre Gesundheit besorgt und tragen sogar Helm. Wir allerdings müssen „mit ohne“ Vorlieb nehmen. Trotzdem macht der kleine Endurotripp durch die Berge über Stock, Stein und Bäche sogar Mareike richtig Spaß.
Die Besichtigung der Kaffeeplantage ist ein echter Hauptgewinn! Überraschender Weise ist unser Guide der deutschen Sprache mehr als mächtig – er ist ein junger deutscher Weltreisender und arbeitet momentan hier. Zudem ist er überaus charmant und sachkundig. Dass er ausgerechnet hier gelandet ist, ist kein Zufall – Betreiberin der Plantage ist eine ebenfalls eine Deutsche.
Da das wissbegierige Publikum nur aus vier Personen besteht, wird die Führung ein exklusives Erlebnis. Sehr beindruckend ist die Tatsache, dass die Anlage und der Maschinenpark, der den Rohkaffee erzeugt, schon 120 Jahren läuft und läuft und läuft und läuft … und genau so sieht es auch aus: Große, scheinbar für die Ewigkeit gebaute Maschinen, werden per Wasserkraft über gewaltige Transmissionsriemen, die frei im Raum hängen, angetrieben – jeder für Arbeitssicherheit zuständige TÜV-Gutachter, würde bei diesem Anblick auf der Stelle Schnappatmung bekommen!
Wie wir auch erfahren, erzeugt die Plantage drei Qualitätsstufen Kaffee. Die tadellosen Kaffeekirschen dienen als Grundlage für die beste Sorte. Die Kaffeekirschen, die schon ein wenig von Würmern angenagt wurden, bilden den Rohstoff für die mittlere, geschmacklich aber ebenfalls sehr gute Mediumqualität. Aus dem „Rest“ wird ebenfalls Rohkaffee erzeugt. Die Premium- und Mediumqualität wird abschließend sorgfältig auf speziellen Flächen indoor getrocknet. Für 70 kg Rohkaffee der besseren Sorte bekommt die Plantage dann 800$. Die schlechtere Qualität wird zum Trocknen einfach auf den Hofboden geschüttet. Diese bodennahe Sorte wird übrigens nach dem Rösten liebevoll in kleine Kapseln verpackt und mit einem schelmischen Grinsen von George Clooney angepriesen!!
Bebrauerlicherweise ist der rheinische Bierproduzent, der direkt neben der Plantage residiert, anschließend nicht mehr anwesend, was vor allem der Dom und der Kölner unter uns sehr bedauern. Zurück in Minca gönnen wir uns noch ein sehr leckeres Essen beim Mexikaner, das allerdings nicht ohne Folgen bleiben wird …





Der Ort Minca selbst ist nicht wirklich schön aber durchaus sehenswert und höchst unterhaltsam. Er ist bei Backpackern aus der ganzen Welt äußerst beliebt und bekommt dadurch einen ganz eigenen Charme. Jeder Meter an den kleinen Straßen wird genutzt, um irgend etwas anzubieten: Lebensmittel, Souvenirs, Klamotten, Taxidienste, Führungen, … Dazwischen gibt es Cafés, Restaurants, Bäckereien, Hostels, Motorradvermietungen, Geld-Automaten, … All das wird bevölkert von hunderten Touristen aus aller Welt – ein wirklich buntes Treiben!




An Tag zwei sind leider 50% unserer Zwei-Personen-Reisegruppe von Montezumas-Rache betroffen (dabei hatten wir beim Mexikaner doch reichlich Trinkgeld gegeben!!!), so dass Mareike sich erst mal alleine auf Erkundungstour begeben muss. Belohnt wird sie mit dem seltenen Anblick eines Toocans, den wir danach leider nicht wieder zu Gesicht bekommen werden.
Nach schneller Genesung und trotz Franz´Knickspreizundsenkfüßen entscheiden wir uns an Tag drei für eine längere Wanderung zu ein paar schönen Wasserfällen in der Umgebung. Vorbei an gigantischen Bambusstauden, Riesenfarnen, Orchideen und tausenden anderen sehr grünen Tropengewächsen, wandern wir parallel zu einem wildromantischen Bach bergauf in den Regenwald. Als wir schließlich unser Ziel erreichen, sind wir etwas geschafft und genießen die kalte Dusche unter dem tollen Wasserfall sehr. Auf dem Rückweg werden wir von einem tropischen Regenguss überrascht und zum zweiten mal ordentlich geduscht. Das Mitfahr-Angebot eines vorbeikommenden Geländewagens lehnt Mareike leichten und Franz schweren Herzens ab. Aber wir kommen auch so wieder heile in unserem schönen Hotel an.


Am kommenden Tag holt uns der selbe, freundliche Chauffeur, der uns nach Minca brachte, wieder ab und sein vermutlich selbstfahrendes Hunday-Taxi kommt bergab richtig gut in Schwung. So schaffen wir es pünktlich zum Fernbus und machen uns auf den Rückweg zu unserem schwimmenden Zuhause — diesmal verläuft die Fahrt glücklicherweise ohne soundgewaltiges Videoprogramm.
Als Bonus erwartet uns in Cartagena übrigens eine weitere, höchst originelle Taxifahrt.