Ein bisschen Hin und Her + Venezuela auf Abstand
Grenada, Curaçao, Grenada, Curaçao … welche Insel soll es denn nun sein und vor allem wie lange noch oder ab wann?
Grenada ist wunderbar satt und grün mit vielen Wasserfällen, von denen wir bisher ehrlich gesagt nur einen gesehen haben. Man kann großartig mit einem einfachen Mini-Bus-System kreuz und quer über die Insel juckeln und sich dabei nicht nur darüber freuen, wie alle Bus-Passagiere tetrisähnlich in das Gefährt gepresst werden, sondern am Wegesrand auch noch eine Menge entdecken. Mareike hat sich final sogar an die wundersamen Waschmaschinen in der Spice-Marina gewöhnt, die es in sagenhaften 30 Minuten Kaltwäsche immerhin schaffen, dass die Wäsche zwar nicht sauber aussieht, aber leicht anders duftet. Und zu allem Überfluss haben wir binnen kürzester Zeit auch noch so viele nette Menschen kennengelernt.
Die Crew ist also zerrissen zwischen „in love sein“ mit Grenada und unsere neu gewonnenen Freunde Gabriele und Ej noch auf Curaçao treffen, bevor sie wieder nach Holland davon fliegen. Zudem plagt Mareike doch immer wieder etwas Heimweh und ein Flug nach Hause ist von Curaçao aus nicht nur günstiger sondern auch etwas unkomplizierter. Und so tanzen wir gedanklich ein paar Tage einen Schritt vor und zwei zurück, weil es eben auch auf Langfahrt nicht immer leicht ist, Entscheidungen zu treffen mit denen alle gleich zufrieden sind.
Am Ende wird es ein wenig ein Herz-Schmerz-Abschied nach gefühlt viel zu wenig Zeit auf Grenada.
Vor Törnbeginn gönnen wir uns noch eine Nacht in der Marina von Saint George´s. Unsere Batterien haben aufgrund der beginnenden Regenzeit ein wenig unter mangelndem Input unserer Solaranlage gelitten und so stöpseln wir uns nochmal für eine Nacht an den Landstrom, füllen den Wassertank und duschen ca. eine Stunde in den schicksten Duschen, die wir überhaupt je in einer Marina erlebt haben. Hui!
Kaum wollen wir raus aus der Marina, will ein anderer rein. Die „Tropic-Jewel“ macht mit ihren 159,73 Metern so aus der Nähe schon Eindruck auf uns. Zugegebenermaßen hat der dicke Brummer nicht die Marina sondern den Containerhafen als Ziel, aber die bereits beschriebene Hafensituation in Saint George´s zeichnet sich halt eher durch Enge als durch üppigen Manövrier-Space aus. So drehen wir geduldig noch ein paar Runden im Hafenbecken, bevor es an der „Tropic-Jewel“ vorbei und hinaus in ein neues kleines Abenteuer geht.
Grenada verschwindet relativ schnell hinter uns, nicht unbedingt weil wir so wahnsinnig zügig sind, sondern weil es – passend zum Abschiedsschmerz – wie aus Kübeln schüttet.
Nach knapp zwei Monaten Kurzstrecken, haben wir nun mal wieder 420 nautische Meilen vor der Nase. Drei Tage und drei Nächte könnte das wohl dauern. Ein wenig angeheizt wird die leicht aufgeregte Stimmung davon, dass wir die ganze Strecke parallel zur Küste von Venezuela segeln werden. Das Land ist aufgrund seiner politischen Lage leider nicht gerade ein Hotspot für sicheren Segel-Tourismus. Auch wenn die letzten Überfalle auf Jachten schon ein paar Jahre her sind, wird nach wie vor dazu geraten, einen gewissen Abstand zur Küste zu halten, was wir auch ganz brav tun.
Nachts können wir gewaltiges Wetterleuchten über Venezuela bewundern und sind ganz beeindruckt davon, dass wir dem Südamerikanischen Kontinent so nah sind.
Mit einer kleinen Träne im Auge passieren wir Los Roques, ein zu Venezuela gehörendes Archipel, welches sich mit seinen Schnorchelgründen und kristallfarbenem Wasser wohl durchaus mit den Tobago Cays messen kann. Leider ist das Ankern dort mit mehreren hundert Dollar sehr kostspielig und so lassen wir das Paradies links liegen.
Am Nachmittag des dritten Tages erreichen wir nach einer wunderbar unspektakulären Überfahrt Curaçao.
Die Einfahrt in die Ankerbucht „Spaanse Water“ ist eng und zwingt uns aufgrund der einen oder anderen Untiefe in einen Zickzack-Kurs.
Und während Mareike versucht diesen letzten Aufreger weg zu atmen, entdecken wir Gabriele und EJ an Land, die winkend unsere Ankunft bejubeln. Was für eine Freude! So kommt man doppelt gerne an einem neuen Ort an!
Wer nun etwas traurig ist, dass es keine weitere Geschichte über Shademans dollen Toyata-Bus gab, dem sei gesagt, dass schon in Kolumbien das nächste extraordinäre Fahrzeug auf uns wartet … Stay tuned!