Cha cha cha!
Zurück in der Hitze der Marina wollen wir nur noch eins: raus aus Cartagena! Unser nächstes großes Ziel ist Panama. Auf dem Weg dorthin möchten wir einen kleinen Zwischenstopp auf den Islas del Rosario machen, um endlich mal wieder in blauem Wasser zu baden. Außerdem hat sich unterdessen an Hollys Bauch ein eigenes kleines Biotop gebildet – sie ist komplett zugewachsen, so schlimm war es noch nie! Da ein solcher Bewuchs uns tempomäßig doch sehr nach hinten wirft, müssen wir sie schnorchelnder weise sauber kratzen. Auch das ist angenehmer in klarem Wasser als in der Brühe vor Cartagena.
Mit diesem Ziel vor Augen versuchen wir nun schnellstmöglich die erforderlichen Schritte einzuleiten:
1. unsere Agentin Nicolle bitten, dass sie unsere Ausreise Richtung Panama offiziell macht
2. bergeweise Lebensmittel bunkern (in Panama werden wir über Wochen keinen Supermarkt sehen) und
3. raus aus der Marina
Nachdem Nicolle eine WhatsApp mit unserem Anliegen bekommen hat, ziehen wir in den Supermarkt. Von dort karren wir in die Marina, was wir in den nächsten zwei Monate so brauchen werden. Mittlerweile haben wir ein ganz gutes Gefühl für die benötigten Mengen von Obst, Gemüse, Pasta, Bier und Leckereien, aber am Ende fragt sich insbesondere Mareike trotzdem immer wieder, ob wir nicht etwas Entscheidendes vergessen haben ...
Nun wollen wir aus der Marina raus – klingt einfach, ist es aber nicht: Wir sind für unseren Aufenthalt in eine Lücke gepresst worden, in die wir nur hineinfahren konnten, nachdem ein Motorboot durch Abwesenheit glänzte, bei einem zweiten die riesigen Außenbordmotoren ins Wasser gelassen wurden, auf zwei im rechten Winkel zueinander liegenden Segelbooten Menschen mit Fendern auf Abstand achteten und vom Steg her gezogen wurde, weil wir im finalen Moment des Anlegemanövers den Motor nicht mehr benutzen konnten, da es ein kleines Makramee aus Mooringleinen zu überwinden galt.
Nun soll es zur Rolle rückwärts kommen, ABER: Kolumbien hatte gerade einen Feiertag, da ist die Belegschaft verkatert und laut John vom Club Nautico nicht so leicht für solcherlei Manöver zu motivieren.
Als es dann noch anfängt zu regnen, werden uns die letzten Hoffnungen genommen: bei dem Wetter machen sich die Mitarbeiter der Marina eher nicht auf den Weg zum Arbeitsplatz. Immerhin ist die von uns nicht gewünschte nächste Nacht im Hafen kostenfrei.
Auch die Übergabe unserer Pässe verzögert sich, da unsere Agentin in einem wie sie sagt „tropical storm“ (eigentlich regnet es nur doll) nicht vor die Tür will.
Schließlich arbeiten wir uns aber doch Schritt für Schritt voran. Unser Ablegemanöver endet dank der Fischer, die uns eher „virtuos“ als gekonnt aus der Parklücke ziehen, in der B-Note nicht ganz astrein, aber immerhin sind wir raus aus der Marina. Nach zwei weiteren Nächten in der bereits beschriebenen Whirlpool-Ankerbucht können wir Cartagena mit abgestempelten Pässen verlassen! Mit angenehmem Halbwindkurs segeln wir raus aus Cartagena, machen in der engen Durchfahrt Boca Chica nochmal kurz einem echt dicken Frachter Platz und schon geht es nach vier Wochen Cartagena endlich wieder raus aufs Karibische Meer.
Das einzig spannende an dieser kurzen Passage von 25 nautischen Meilen ist die Einfahrt in die Ankerbucht. Dort muss man nämlich ganz tapfer sein und durch ein in die Navionics-Karten eingezeichnetes Riff fahren. Das fällt uns naturgemäß nicht so leicht. Aber da sich auf diversen Apps Hinweise von anderen SeglerInnen finden, dass das vermeintliche Riff 3 Meter unter Wasser liegt, wagen wir mit der vorne Ausschau haltenden Mareike den Versuch und werden nicht enttäuscht. Die Crew ist mehr als happy endlich mal wieder in einer hübschen Bucht zu ankern!
Alles könnte so schön sein ... Bedauerlicherweise hat der Skipper nun nen Blötsch (hiermit lernt ihr das nächste kölsche Wort: Blötsch = Beule – in diesem Fall ein Abszess) und ist deshalb nur noch begrenzt einsatzfähig. Nachdem wir drei Tage bergeweise Heilsalbe geschmiert haben, Mareike unter Tränen und medizinischer Anleitung aus Deutschland (1000 Dank an Wiebke und Öschi!) todesmutig mit dem Skalpell das Ding geöffnet hat und wir feste auf Besserung gehofft haben, müssen wir uns eingestehen, dass der Skipper zum Arzt muss. Panama ist gut 135 nautische Meilen entfernt und dort werden wir uns etliche Wochen weitab von uns gewohnter Infrastruktur bewegen. Also treffen wir schweren Herzens aber vernünftigerweise die Entscheidung, den Schritt zurück nach Cartagena zu machen.
Nach einem Arztbesuch, zwei weiteren Taxifahrten, der Verwendung von drei Wundermedikamenten, vier bis sieben Aufmunterungen durch andere Ankerlieger und acht weiteren Tagen in unserer ach so geliebten, chaotisch, lauten, blubbernden Ankerbucht ist der Skipper saniert und wir machen wieder einen Schritt nach vorne:
Cha-Cha-Cha! Auf zu den Islas del Rosario!